GEWERKSCHAFTSFÜHRER KARAHASAN VERSTORBEN - Toplum24
ALMANCA HABERLER

GEWERKSCHAFTSFÜHRER KARAHASAN VERSTORBEN

Gewerkschaftsführer Yılmaz Karahasan verstorben
Seine Beiträge zur deutschen Gewerkschaftsgeschichte werden unvergessen bleiben

Wir haben Yılmaz Karahasan verloren, einen der Pioniere der Gewerkschaftsbewegung, des antifaschistischen Kampfes, der Gewerkschaftsbewegung unter den türkischstämmigen Werktätigen und des Kampfes für die Gleichberechtigung der Einwanderer in Deutschland nach den 60er Jahren.

Gewerkschaftsführer Yılmaz Karahasan verstorben

Karahasan, der seinen gewerkschaftlichen Kampf als Vertrauensmann in Deutschland begann, wohin er als Gastarbeiter kam, und diesen Kampf als Vorstandsmitglied und Sekretär der IG Metall, einer der größten Gewerkschaften der Welt, beendete, gehörte mit seiner Arbeit in verschiedenen sozialen und politischen Organisationen, insbesondere der AWO (Arbeiterwohlfaht) und der SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands), zu den Anführern des Kampfes für die Gleichberechtigung von Einwanderern türkischer Herkunft und allen Ausländern in Deutschland.

Karahasan, der durch einen vor einiger Zeit erlittenen Schlaganfall in seiner Beweglichkeit eingeschränkt war und dadurch schwerwiegende gesundheitliche Probleme hatte, hauchte seinen letzten Atemzug in seinem Haus in Frankfurt aus.

Karahasan, der zu den entschiedensten Akteuren der Solidaritätsbewegungen mit dem Kampf für Demokratie und Menschenrechte in der Türkei gehörte, insbesondere dem Kampf gegen die faschistischen Militärputsche vom 12. März 1971 und 12. September 1980, war Generalsekretär der ATTF (Europäische Föderation der Türkischen Sozialisten), einer der ersten sozialistischen Organisationen in Deutschland. Karahasan wurde von den antidemokratischen Regierungen in der Türkei wegen seiner politischen und sozialen Aktivitäten zugunsten der Türkei und der türkischstämmigen Gemeinschaft in Deutschland verfolgt. Karahasan wurde während seiner Besuche in der Türkei 1974 und 1978 zweimal verhaftet und 1978 vom Staatssicherheitsgericht in Istanbul in Abwesenheit zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Karahasan konnte 14 Jahre lang nicht in die Türkei reisen, um nicht erneut inhaftiert zu werden. Die Verfahren gegen ihn wurden 1992 eingestellt. Karahasan, der auch einen großen Beitrag zur Entwicklung der institutionellen Zusammenarbeit zwischen der Gewerkschaftsbewegung in der Türkei und in Deutschland leistete, unterstützte Gewerkschafter und politische Aktivisten, die nach dem Staatsstreich vom 12. September die Türkei verlassen mussten, um in Deutschland politisches Asyl zu erhalten, und setzte sich für die Rechte von Demokraten und Revolutionären ein, denen das faschistische Regime die Staatsbürgerschaft entzogen hatte.

AUS EINER GEWERKSCHAFTERFAMILIE

Yılmaz Karahasans Vater wurde 1938 in Kilimli geboren und war der Gründungsvorsitzende der Bergarbeitergewerkschaft in Zonguldak. Nach seiner Ausbildung zum Elektrotechniker kam Karahasan 1958 nach Deutschland, noch bevor die Arbeitsmigration aus der Türkei offiziell begonnen hatte. Er arbeitete zunächst bei Siemens und dann, nach seinem Militärdienst in der Türkei, in den Ford-Werken in Köln, wo er als Elektriker und auch als Dolmetscher für die türkischen Arbeiter tätig war. Zwischenzeitlich studierte er an der Sozialakademie der IG Metall, deren Mitglied er war, und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Zusammen mit einer Gruppe türkischstämmiger Gewerkschaftsmitglieder nahm er 1965 am IG-Metall-Kongress in Bremen teil und startete unter der Losung "Wir sind keine Gäste" eine Revolte, die sich gegen die bis dahin übliche Bezeichnung "Gastarbeiter" für Einwanderer richtete. 1968 übernahm Karahasan in der Frankfurter IG-Metall-Zentrale die Leitung des "Referats für Migranten", das auf Initiative der damaligen sozialistischen Gewerkschaftsführung eingerichtet worden war. In kurzer Zeit stieg die Zahl der türkischstämmigen Gewerkschaftsmitglieder auf über 100.000, die Zahl der Mitglieder mit Migrationshintergrund auf fast 400.000. In der Zwischenzeit übernahm Karahasan die Leitung und die redaktionelle Arbeit der türkischsprachigen Gewerkschaftszeitung Metall (Metal Haberler). Im Jahr 1992 wurde er als erster Gewerkschafter mit Migrationshintergrund in den Vorstand der Gewerkschaft gewählt. Als er 1996 nicht wieder in den Vorstand gewählt wurde, zog er sich zurück. Unter Yılmaz Karahasan und Nafiz Özbek, der ihm als Vorstandssekretär folgte, bildete die IG Metall Tausende von Gewerkschafts- und Vertrauensleuten aus.

Gewerkschaftsführer Yılmaz Karahasan verstorben

Nach seiner Pensionierung setzte Karahasan seine Arbeit in der AWO fort, die nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Ziel gegründet wurde, das soziale und kulturelle Leben der Arbeiter und Werktätigen zu fördern, sowie in der SPD, der er angehörte.

Gewerkschaftsführer Yılmaz Karahasan verstorben

WAS HABEN SIE GESAGT?

Ülkü Schneider-Gürkan, Gewerkschafterin im Ruhestand und die "ältere Schwester Ülkü“ der Frankfurter Türken, die mit ihr seit den 1960er Jahren bei der IG Metall gearbeitet hatte: "Ich bin sehr traurig. Seit 1971 haben wir Schulter an Schulter für die Rechte der Arbeitnehmer in Deutschland gekämpft, vor allem für die Rechte der migrantischen Arbeiter, für die Gleichberechtigung aller Migranten. Wir haben gemeinsam gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen Rassismus, gegen Faschismus gekämpft. Gleichzeitig haben wir gegen die Putsche in der Türkei und die repressiven Regime nach den Putschen gekämpft und diese in diesem Kampf unterstützt. Er war ein vorbildlicher Gewerkschafter, ein sehr guter Genosse. Eines der Themen, für die er am intensivsten kämpfte, war die Anerkennung des Rechts auf doppelte Staatsbürgerschaft für türkischstämmige Einwanderer. Die SPD-dominierte Regierung, der er angehörte, hat in letzter Zeit positive Schritte in diesem Bereich unternommen. Ich hoffe, dass seine Partei dieses Ziel von Yılmaz verwirklichen wird."

Nafiz Özbek, inzwischen selbst Gewerkschafter im Ruhestand, übernahm von Karahasan die Leitung der Abteilungen in der IG Metall-Zentrale: "Die deutschen Gewerkschaften, allen voran die IG Metall, waren die ersten, die die Hunderttausenden von Anatoliern, die ins Ausland gegangen waren und die deutsche Industrie in unglaublichem Ausmaß und unter unglaublichen schwierigen Bedingungen unterstützten, in ihre Arme geschlossen haben und die ersten, die all ihre Probleme erkannten. Der erste Name, der mir hier einfällt, ist zweifellos Yılmaz Karahasan. Er war ein mutiger Gewerkschafter, der seit den ersten Jahren der Migration als Pionier wirkte bei dem Kampf dieser Menschen nach ihren Rechten. Er hat sein ganzes Arbeitsleben damit verbracht, die demokratischen Rechte der Werktätigen zu verteidigen. Er war unser Wegbereiter und in dem Kampf für demokratische Rechte, Gleichheit und Freiheit, den wir seit Jahren gemeinsam führen, war unser Bruder Yılmaz für viele ehrenamtliche und hauptamtliche Gewerkschafter eine verlässliche Festung. Mit dem Mut, den er uns eingeflößt hat, haben wir die Gleichberechtigung der Arbeitsmigranten weiter vorangetrieben und ein Beispiel für den Staat, die Politik und andere relevante zivile Institutionen gesetzt. Während wir uns von unserem Bruder Yilmaz Karahasan verabschieden, werden wir das Vermächtnis unseres geschätzten Freundes weiterhin hochhalten. Möge sein Weg uns Erleuchtung leicht sein."

Osman Okkan, Sprecher des "Kulturforums TürkeiDeutschland", Journalist und Dokumentarfilmer, beschrieb Karahasan als "vorbildlichen Gewerkschafter, leidenschaftlichen Kämpfer für Frieden und Gerechtigkeit und vertrauten Freund": "Sein kompromissloser Kampf für die Rechte der arbeitenden Menschen hat uns alle geleitet und mit der von ihm herausgegebenen türkischen Zeitung "Metall-Haberler" hat Gewerkschaftsgeschichte in Deutschland geschrieben. Wir teilen die Trauer seiner Familie und Freunde und verneigen uns als KulturForum TürkeiDeutschland mit Respekt vor dem Lebenswerk eines treuen Genossen." Wie zu erfahren war, wird Okkans Dokumentarfilm über Karahasans Leben und Kampf in den kommenden Tagen veröffentlicht werden.

Paylaş

0 Yorum

Yorum Yaz

Yorum yapmak için giriş yapınız.