"Politik? Man muss wählen gehen. Das ist das Mindeste!" - Toplum24
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"Politik? Man muss wählen gehen. Das ist das Mindeste!"

Gerhard Gräber, Integrationsbeauftragter und Pressereferent der Schützengesellschaft 1961 Neu-Isenburg und engagiert sich bei „Jobfit interaktiv“, einer Initiative des Kreises Offenbach, durch die junge Leute geschult und in Berufe vermittelt werden. Der Verein besteht seit 3 Jahren und der Anteil an Migranten ist in dieser Zeit von 8 auf 18% gestiegen.

Frage: Wie würden Sie Politik definieren?

Antwort: Ich war 25 Jahre Stadtverordneter und bin der Meinung, Politik definiert sich über das, was ich für meine Mitbürgerinnen und Mitbürger mache. Das heißt, die Politik die ich mache, soll ihnen nutzen. Deshalb habe ich Politik gemacht.

Frage: Sie sind ja Integrationsbeauftragter im Schützenverein. Haben Sie, als Sie so alt waren wie wir, schon an diese Funktion gedacht?

Antwort: Nein. Dafür braucht man eine gewisse Lebenserfahrung. Ich bin ja jetzt Rentner, aber war davor Verwaltungsleiter beim Max-Planck-Institut und habe über 40 Auszubildende erfolgreich ausgebildet, von denen etwa die Hälfte Migranten waren, z.B. Portugiesen, Spanier, Türken und Marokkaner. Integration mit Jugendlichen kann ich nur machen wenn ich Lebens- und Berufserfahrung habe, denn Integration ist ein schwerer Job. Integration ist ja auch keine Einbahnstraße. Beide Seiten müssen sich bewegen. Ich mache die Tür auf und der Migrant muss hereinkommen. Das muss er selbst machen. Deshalb kann das, glaube ich, ein junger Mensch in Ihrem Alter nicht.

Frage: Was ist Ihr Appell an Jugendliche mit Migrationshintergrund?

Antwort: Da muss man unterscheiden zwischen denen die hier geboren sind und denen die neu hierher kommen. Ich spreche ja Dialekt und zum Beispiel ein Türke der hier geboren ist, spricht besser Hochdeutsch als ich. Aber das Wesentliche ist: Deutsch lernen, Fragen stellen, damit man etwas lernt, denn nur wer fragt, wird intelligent, dann sich einsetzen für seine Berufsausbildung und die muss in den Jahren der Schul- und Ausbildungs- und der ersten Berufszeit absolute Priorität haben. Alles andere wie Fußballspielen oder Schützenverein ist zweitrangig. Ich kann nur betonen: Lernt gut Deutsch, engagiert Euch in der Schule und dann in der Ausbildung und im Beruf. Denn eines ist klar, auch heute noch, dass man mit Migrationshintergrund in der Regel eine bessere Note braucht als ein rein Deutscher.

Frage: Warum ist Politik für die Bürger wichtig?

Antwort: Weil die Politik alles im Land lenkt und da muss man sich auf der Ebene der Kommune oder des Kreises in Parteien engagieren, und wenn es nur ehrenamtlich ist, damit man Druck nach oben machen kann. Sonst machen „die da oben“ mit uns was sie wollen. Das möchten wir nicht und deshalb muss man sich in der Politik engagieren. Man muss wählen gehen. Das ist das Mindeste.

 

(Interview: Abdullah Özcan, Koray Mlllidere und Ilyas Karatepe aus Langen/Deutschland)

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