Rudolf Ostermann: "Als ich so jung war, hatte ich keine Interesse" - Toplum24
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Rudolf Ostermann: "Als ich so jung war, hatte ich keine Interesse"

Rudolf Ostermann: Der Stellv. Vorsitzenden des Türkisch-Deutschen Forum in Kreis Offenbach und Offenbach/Deutschland

Frage: Was wäre Ihr Appell an Jugendliche mit Migrationshintergrund, damit sie stärker an der Politik teilhaben?

Antwort: Auf jeden Fall, dass sie versuchen, in der Schule vernünftig Deutsch zu lernen, ohne ihre Muttersprache zu vernachlässigen, damit sie auch eine Brücke zwischen den beiden Kulturen schlagen können. Und ich glaube, die meisten Mädchen haben damit auch kein Problem. Ich sehe Probleme immer nur bei den Jungen die sich für zu stark halten, als dass sie in der Schule ordentlich lernen könnten. Das kommt leider vor. Aber wichtig ist, dass sie sich einerseits ihrer Wurzeln bewusst sind, aber sich in der normalen Umgebung mit den anderen auseinandersetzen und nicht irgendwie eine Gruppe nur unter Leuten ihrer eigenen Muttersprache oder Kultur bilden. Das fände ich schlecht, das ist auch schwierig und führt nicht zur Integration, sondern dann kapseln sie sich ab und die anderen empfinden sie als Bedrohung und das ist nicht gut.

Frage: Als Sie so alt waren wie wir, konnten Sie sich da schon vorstellen, aktiv in der Politik mitzuwirken?

Antwort: Überhaupt nicht. Das war aber eine andere Situation. Das war Deutschland nach dem Krieg, da wurde an den Schulen alles was politisch war, eigentlich zunächst erst einmal verschwiegen was die deutsche Geschichte betraf. Wir haben dann erst in der Oberstufe über das sprechen können was in Deutschland geschehen war mit der Judenvernichtung. Und da hatte man das Gefühl, dass Politik eigentlich etwas Unsauberes ist. Das wollte ich nicht und Politik hat mich damals eigentlich gar nicht interessiert, auch von Geschichte wollte ich nichts wissen. Das kam erst später, als ich angefangen habe, bewusst zu leben und festgestellt habe, wie ich mich entscheide und was ich tue, hat Einfluss auf mich selbst, auf die Gesellschaft und auf die Entwicklung. Inzwischen bin ich ein viel politischerer Mensch geworden, im Grunde genommen eigentlich erst im Alter. Wenn ich sehe, was in der Welt los ist, denke ich, muss man sich politisch engagieren und rechtzeitig darauf achten, dass negative Strömungen, die man erkennen kann, nicht in einer solchen Intensität wachsen können dass man hinterher nichts mehr dagegen tun kann, z.B. Rassismus und solche Dinge. Deswegen engagiere ich mich in einem Verein den ich vor 20 Jahren gegründet habe, das ist der Verein für multinationale Verständigung in Rodgau, und auch im Deutsch-Türkischen Forum, wo Herr Canbolat zum Kuratorium gehört, und an verschiedenen anderen Stellen, und wir versuchen einmal, den Menschen die hier leben, ein Bild zu vermitteln von anderen Kulturen, von den Hintergründen und Gründen, warum Menschen fliehen und Ähnliches. Wir versuchen im weitesten Sinne, etwas für die Verständigung der Menschen zu tun.

Interview von Jil u. Larisa

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