Auf einem alten Röhrenfernseher laufen rauf und runter Filme, in denen verbotenerweise geraucht wird und viele Schimpfwörter fallen. Am Tisch werden Sonnenblumenkerne gegessen und der eine Onkel kann nicht aufhören, jeden Satz mitzusprechen. So wird das türkische Yeşilçam-Kino vielen in Erinnerung sein.
Yeşilçam-Filme sind türkische Popkultur, bis heute gelten Kemal Sunal, Şener Şen und Adile Naşit als Volksschauspieler:innen. Gleichzeitig spiegelt diese Epoche des Films aus der Türkei den politischen und gesellschaftlichen Zeitgeist wider. Blutige Straßenschlachten und der repressive Putsch von 1980 gelten als nationales Trauma. In dieser Zeit nutzen Regisseure wie Yılmaz Güney oder Atıf Yılmaz ihre Plattform, um auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen.
Yeşilçam (benannt nach einer Straße mit vielen Filmstudios in Istanbul) steht zwischen Pop und Aufstand, zwischen politischen Komödien und zensierten staatskritischen Filmen.
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